Warum zu Fuss zur Schule? – 10 Fragen und 10 Antworten

1. Ist die gesundheitliche Situation der Schulkinder ein Problem?

Nach Aussage der Weltgesundheitsorganisation WHO vom Frühjahr 2002 sterben jährlich 2 Millionen Menschen an den Folgen von Bewegungsmangel. Laut WHO besitzen 40 % der Grundschulkinder bereits einen schwachen Kreislauf oder erniedrigte Blutdruckwerte. Die Zahl der übergewichtigen Schulanfänger hat sich in den letzten 10 Jahren in Deutschland verdoppelt. Eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Untersuchung untermauerte die These des Bewegungsmangels: 60 Prozent der untersuchten Kinder in Kindergärten hatten Haltungsschwächen oder -schäden, 30 Prozent Übergewicht, 40 Prozent litten unter einem schwachen Herz-Kreislauf-System und an etwa 35 Prozent mussten muskuläre Schwächen und Koordinierungsprobleme diagnostiziert werden. Die motorischen Leistungen von vier- bis sechsjährigen Kindern haben in den letzten 15 Jahren um 10 % abgenommen. Aktualisieren

2. Atmen Kinder nicht gerade zu Fuß verschmutzte Luft ein?

Nein, denn die Luft im Auto ist häufig noch schlechter als auf dem Gehweg. Messungen ergaben im Vergleich zum Bürgersteig um ca. 40% bis 60 % höhere Kohlenmonoxid- und Stickstoff-Konzentrationen im Innenraum der Autos.

3. Ist die Unfallgefahr beim Zu-Fuß-Gehen für Kinder nicht zu groß?

Nein. Natürlich besteht auf jedem Schulweg ein Unfallrisiko. Die Statistiken der Unfallversicherer zeigen aber, dass nur 0,4% aller Schülerunfälle Straßenverkehrsunfälle beim Zu-Fuß-Gehen sind. Im Jahr 2008 gab es bundesweit nur rund 5.300 Fußweg-Unfälle auf dem Weg zur Schule, aber über 540.000 Unfälle im Sportunterricht.

4. Ist mein Kind nicht im Auto sicherer als zu Fuß?

Die Verkehrssicherheit ist im Auto keineswegs größer. Die Zahl der Schulwegunfälle mit dem Pkw war 2008 rund doppelt so hoch wie die der zu Fuß Gehenden. Der Anteil der als Pkw-Insasse im Straßenverkehr verunglückten Kinder stagniert seit Jahren bei 34 %. Über 50% aller im Straßenverkehr getöteten Kinder im Grundschulalter starben im Jahr 2008 im Auto.

5. Ist es nicht klüger, mein Kind erst dann zur Schule laufen zu lassen, wenn es ein wenig älter und erfahrener ist?

Das ist nachgewiesenermaßen ein falscher Ansatz: Je früher ein Kind lernt, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen, desto routinierter und selbständiger kann es mit den Gefahren umgehen. Selbstverständlich dürfen Sie ihr Kind nicht überfordern: suchen Sie mit Hilfe des Schulwegplans einen sicheren Weg, üben Sie den Schulweg, begleiten Sie Ihr Kind oder lassen Sie es in Gruppen mit anderen gehen.

6. Hat mein Kind auf dem Schulweg nicht mit Belästigungen insbesondere durch größere Kinder zu rechnen?

Zuerst werden Sie mit Ihrem Kind gemeinsam zur Schule gehen, dabei werden Sie erfahren, wie stark mit Belästigungen zu rechnen ist. Danach wird Ihr Kind am besten gemeinsam mit anderen Kindern zur Schule gehen. Die soziale Sicherheit nimmt zu, wenn möglichst viele Menschen zu Fuß unterwegs sind. Ihr Kind wird lernen, mit unliebsamen Kontakten umzugehen. Sie helfen ihm nicht, indem Sie es von allem Unliebsamen fern halten.

7. Vergessen die Kinder nicht die Zeit und die Gefahren des Straßenverkehrs, wenn sie in Gruppen gehen?

Erfahrungsgemäß stellt sich auch in Gruppen rasch ein routinierter Umgang mit dem Straßenverkehr ein. Die Gefährdung nimmt zu, sondern die Sicherheit, weil die Kinder einander auf Gefahren hinweisen und wechselseitig auf die Einhaltung der Verkehrsregeln achten. Die sozialen Kontakte mit Freunden auf dem Schulweg zahlen sich auch in der Schule aus: wer sich unterwegs schon über alles Wichtige ausgetauscht hat, kann dem Unterricht von Beginn an leichter folgen.

8. Schulmappen sind heute schwer, in der Schule gibt es keine gesicherte Ablage. Soll mein Kind einen krummen Rücken bekommen?

In der Einschulungsklasse ist das in der Regel gar kein Problem. Danach sollte Ihr Kind durchaus einen bequemen Rucksack mit vertretbarem Gewicht tragen können. Halten Sie das Büchergewicht für unvertretbar, sollte dies nicht zum Eltern-Taxi führen, sondern zur Lösung der Ursache. Sprechen Sie das beim Elternabend an.

9. Was haben denn die Kinder davon, zu Fuß zu gehen?

Ohne Erwachsenenaufsicht zur Schule zu Gehen ist ein wichtiger Teil des Groß- und Selbständigwerdens. Kinder lernen so ganz praktisch, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Die tägliche Bewegung ist nicht allein für die körperliche Entwicklung und die Gesundheit gut: auch die geistige Entwicklung profitiert davon. Gute motorische Fähigkeiten begünstigen die Lernfähigkeit Ihres Kindes. Und Motorikentwicklung ist eine Sache der täglichen Routine, die auch durch den Sportverein nicht ersetzt werden kann.

10. Hätte denn der Verzicht auf Autofahrten zur Schule überhaupt einen bemerkenswerten positiven Umwelteffekt?

Ja selbstverständlich. Im Jahr 2000 stammten rund 22 % der CO2-Emissionen aus dem motorisierten Individualverkehr und dieser steigt seit Jahren an. Ganz konkret: Bei einem Schulweg von 2 Kilometern Länge und 200 Schultagen im Jahr werden ca. 160 Kilogramm CO2 pro Schulkind weniger in die Luft geblasen.